Geschichte

Wer oder was ist eigentlich Harter Hans?

Die Frage ist schnell beantwortet: Harter Hans ist eine Band, eine Musikrichtung und ein Lebensgefühl!

Um die Entstehung der Band, deren Mitglieder und der Musik von Harter Hans gibt es viele Gerüchte. Um diese aus der Welt zu räumen, präsentieren wir Euch hier ein Interview mit Harter Hans. Natürlich haben wir es für Euch zurück ins Deutsche übersetzt.

09/2034

Auszüge aus dem Rilling Stone Interview Ausgabe 09/2034

Wir schreiben das Jahr 2034. Nach den nicht so tollen 10er und den katastrophalen 20er, scheint die Welt immer noch nicht ganz am Abgrund zu sein. Doch in guten wie in schlechten Zeiten kann man sich zum Glück immer noch auf ein paar Dinge verlassen: 1. Wenn es die USA nicht schaffen, die Welt vollkommen zu zerstören, ist sicherlich China schon zur Stelle. 2. Mc Donalds wird auch weiterhin sein Monopol im Burgerbraten halten und 3. wenn die Welt auch noch so sehr von Scheiße überzogen ist, keine Sorge, der Harte Hans rockt auch weiterhin und sorgt für ein bisschen Sonnenschein am verkorksten Rockhimmel.

Nach zahlreichen Charterfolgen und spektakulären TV-Auftritten, gehört Harter Hans schon seit langem zu den erfolgreichsten Rock-Acts der Musikgeschichte. Elvis? Die Beatles? Wer zum Teufel sind eigentlich AC/DC oder Queen? Konnten sie sich damit rühmen, auf den letzten verbliebenen zwei Quadratkilometer Eis des Nordpols gerockt zu haben? Harter Hans ist wohl ohne Übertreibung das, worauf die Welt nach Jesus und der Erfindung der Atombombe gewartet hat. Umso mehr freue ich mich heute endlich einmal die gesamte Band exklusiv zum Interview begrüßen zu dürfen.

Und da sitzen sie nun. Die Stimme, der Sound, der Beat und das fette Brummen. Ehrfürchtig schalte ich das Aufnahmegerät ein…

Harter Hans, über die Erfolge der letzten zwei Jahrzehnte sind alle eure Fans und Kritiker gut informiert. Es muss wohl ein „harter“ Weg bis nach dort oben gewesen sein. Doch wie fing das eigentlich alles an? Habt ihr Lust, heute etwas über eure Anfänge zu berichten?

Nils: Jepp. Warum nicht.

Gunnar: Watt willst’e denn wissen?

Willi: Rock ’n‘ Roll!

Erzählt doch mal etwas über eure Gründung. Ward ihr eigentlich eine Casting-Band?

Nils steht auf: Ich glaube, ich breche hier ab.

Jochen springt mit den Worten: „Warte! Ich mach´n erst noch kaputt.“ über den Tisch.

Sorry, sorry Jungs, das war nicht so gemeint. Bitte bleibt hier.

Stephan blickt mich aus irren, blutunterlaufenden Augen an. Den dreisaitigen Bass wie einen Baseballschläger bereit zum Ausholen: „Na gut, letzte Chance. Aber frag nicht wieder so’n Scheiß!“

Jochen stellt den Tisch wieder hin: „Jetzt sieh dir mal dieses jämmerliche Gesicht an. Der hat uns das tatsächlich abgenommen.“

Gunnar: „Wir machen zwar recht harten Rock, sind aber eigentlich völlig brave Jungs. Es macht uns aber immer wieder Spaß, Leute zu schocken und zu irritieren. Und im Inneren unseres Herzens sind wir zusätzlich auch WDR-4 und Techno-Fans.
Stephan: Genau, ist sowieso alles das Gleiche. Nur ’ne andere Farbe.

Ja, das habt ihr gerade geschafft. Ich dachte schon, ich bin morgen meinen Job los.

Nils legt seine Sticks, mit denen er bis gerade auf seinem Oberschenkel getrommelt hat, zur Seite: „Du hast nach den Anfängen gefragt. Jochen und ich kannten uns schon lange vor Bandgründung. Wir hatten immer wieder gemeinsame und manchmal auch etwas bescheuerte Hobbys. Bis zu unserem 30. Lebensjahr hatten wir mit Musik so überhaupt nichts am Hut. Und irgendwann ruft mich Jochen an, das muss so Anfang 2009 gewesen sein, und fragt mich ohne irgendeine Hinführung, ob ich nicht Bock hätte, Schlagzeug zu spielen. Er hätte ’ne Supermarktgitarre geschenkt bekommen und will jetzt ’ne Band gründen. Ich dachte, der wäre besoffen und habe direkt wieder aufgelegt.“

Jochen: „14 Tage später hat er dann zurückgerufen und gemeint, dass er bei Ebay, das war damals so eine Art Online-Auktionshaus, für kleines Geld ein Schlagzeug schießen könnte.“

Nils: „Jo. Das waren nur 20 Mark oder so. Umgerechnet etwa 500 Bitcoins.“

Stephan brummt: „War das nicht schon Euro?“

Jochen: „Auf jeden Fall haben wir ohne jeden Plan angefangen, im Partykeller von Nils Eltern einfach mal drauflos zu spielen.

Gunnar greift zum Whiskeyglas: „So klang das damals auch.“

Nils: „Wir haben dann aber schnell gemerkt, dass es so ganz ohne Ahnung und Anleitung nicht vorangeht und haben Unterricht genommen.“
Willi: „Rock n Roll!!!“

Jochen: „Wir hatten zwar nicht übermäßig viel Talent, aber viel Ehrgeiz, so dass wir nach wenigen Monaten zumindest so ganz simple Sachen zocken konnten. Und das hat so viel Bock gemacht, dass wir beschlossen haben, die Band auszubauen.“

Nils: „Da haben wir den Willi mit ins Boot geholt, später auch den Stephan. Wobei Jochen ihn am Anfang nicht haben wollte.“

Jochen: „Es war halt ziemlich frustrierend, wenn dich der Bassist mit Bassoli komplett an die Wand spielt. Ich war ja noch blutiger Anfänger auf der Gitarre und Stephan hatte schon ein paar Jahre Banderfahrung. Kurze Zeit später habe ich dann eingesehen, dass er auf jeden Fall ’ne große Bereicherung für uns wäre. Und bei unseren Scooter-Covers hat er sich dann auch mal auf nur einen Ton im ganzen Stück beschränkt, er konnte also auch anders.“

Und Gunnar war gar nicht von Anfang an dabei?

Nils: „Am Anfang hatten wir für ein halbes Jahr ’nen anderen Sänger.“

Jochen: „Den Namen können wir jetzt nicht nennen, weil der mittlerweile ein Hohes Tier bei einer großen Konservativen Partei ist.“

Nils: „Auf jeden Fall hatte der zwar auch viel Spaß an der Sache. Leider aber auch noch andere Hobbys und ist deshalb irgendwann ausgestiegen.“

Jochen: „Zwischendurch hatten wir dann noch nen alten Schulfreund als Sänger.“

Gunnar: „War das nicht der Uwe?“

Jochen: „Ja genau. Der hatte zwar auch viel Spaß an der Sache, ist dann aber relativ schnell ausgestiegen. Der war nen absoluter Metalhead und konnte mit unserer Rockgeschichte nicht so viel anfangen. Als Ersatz haben wir dann den Willi gefunden, das passte sogar noch besser. Und ein Metalhead war der auch.“

Metalhead?

Nils: „So nannte man damals Leute, die auf alle Arten von Metal standen.“

Jochen: „Mit Gunnar hatten wir echt großes Glück, denn der brachte einiges an Erfahrung mit.“

Nils: „Da Gunnar mein Cousin ist, wusste ich, dass er sich schon des Öfteren mit Musik beschäftigt hatte. Da habe ich ihn einfach gefragt, ob er nicht mal bei uns singen will. Oder auch einfach nur Bier trinken.“

Gunnar: „Ich hatte damals schon in verschiedenen Bands gespielt, allerdings damals als Keyborder. Außerdem hatte ich auch schon ein Soloprojekt hinter mir. Als ich die Jungs das erste Mal gesehen und gehört hatte, merkte ich sofort, dass das noch blutige Anfänger waren, die von Musikmachen noch nicht viel Ahnung hatten. Stephan jetzt mal ausgenommen. Was ich aber bemerkenswert fand, war die Energie mit der die Truppe bei der Sache war. Die haben einfach gebrannt und hatten Biss. Da war drive und man war sich für nichts zu schade, immer voller Einsatz.“

Schon wieder der Griff zum Guten 2015er-Whiskey.

Gunnar: „Eigentlich wollte ich E-Gitarre spielen. Aber ’nen Gitarristen gab es ja schon. Und gesungen hatte ich vorher ja auch noch gar nicht.“

Jochen lacht: „Wir haben uns dann darauf geeinigt, das wenn Gunnar bei uns singt, er auch nen bisschen Gitarre spielen darf.“

Aber heute spielt ihr doch beide Gitarre und seid doch nicht zuletzt wegen eurer genialen Gitarrenkombo zu so viel Ruhm gekommen.

Jochen: „Ich habe damals lange gebraucht, einen anderen Gitarristen neben mir zu akzeptieren. Zumal ich damals Anfänger war und Gunnar schon ein ausgewachsener Musiker. Ich wollte eine Band gründen um eine Stellung wie Jimmy Page bei Led Zepplin oder Tony Iommi bei Sabbath zu haben. Und jetzt war da auf einmal so nen Typ der zwar ganz nett war, aber musikalisch einfach schon mehr drauf hatte als ich. Später habe ich erkannt, dass wir eine völlig andere musikalische Prägung haben, die sich aber super ergänzt. Dafür habe ich einfach ein wenig Zeit gebraucht und unsere Erfolge sprechen ja für sich. Heute ist es mehr so, als würde Jimmy Page mit Jimmy Hendrix zusammen spielen.“

Nils: „Und am Anfang waren da noch die GUNNARSCHEN BOOTKAMPS.“

Was ist das denn?

Nils: „Zu Beginn hatte wir die für Anfänger typischen Timing-Probleme. Jeder war noch zu sehr mit seinem eigenen Instrument beschäftigt und hat noch zu wenig auf die anderen gehört.“

Es macht bestimmt vielen Anfängern Mut zu hören, dass selbst der Drummer von Harter Hans anfangs Timing-Probleme hatte.

Stephan: „Bevor Gunnar richtig eingestiegen ist, hat er erst einmal Timing mit uns geübt. Wir haben das dann immer GUNNARS BOOTKAMP genannt. Mir als Basser war das sehr recht, da ich das Problem zwar erkannt hatte, aber Nils und Jochen nicht vor den Kopf stoßen wollte. Außerdem wollte ich einfach nur wieder zocken. Zur Not auch nur einen Ton pro Stück, das ist der Musiker-Virus.“

Wie seid ihr eigentlich zu dem Namen gekommen.

Jochen: „Eigentlich hatte ein Arbeitskollege von mir die Idee. Ich erzählte ihm damals, dass ich jetzt E-Gitarre lerne und mit nem Kumpel eine Band aufmache. Im Scherz meinte er dann nur „Und dann nennt ihr euch Harter Hans und macht ne Japantournee“.

Wenn er damals gewusst hätte, wie recht er behalten würde.

Nils: „Haben wir uns eigentlich jemals bei Moritz für diesen genialen Einfall bedankt?“

Jochen hat gerade Arbeitskollege gesagt. Hattet ihr früher mal richtige bürgerliche Berufe?

Nils: „Ja klar. Ich war Informatiker, der Gunnar Architekt, der Jochen hat irgendwas mit Dächern gemacht und Stephan war bei einem großen Automobilhersteller mit vier Buchstaben aus Bochum, der mittlerweile auch schon nicht mehr existiert. Willi ist Maschinenbauer auf einer Farm in Bochum Stiepel, die auch Aquädukt-Fräsen nach seinen Konstruktionsunterlagen herstellt.“

Willi verdreht die Augen: „Jetzt denken die Leser wieder „Gas, Wasser, Sch….. .“

Jochen: „Dadurch, dass wir alle in Lohn und Brot standen, konnten wir uns recht früh gut ausrüsten. Den ersten richtigen Proberaum hatten wir nach ein paar Monaten schon angemietet. Das war damals so ein typischer Bunkerproberaum.“

Willi: „Jau, da gab es weder Fenster, noch Heizung drin. War aber irgendwie kultig. Die Klamotten konnte man nach der Probe immer sofort waschen, damit es nicht zuhause so nach Schimmel stinkt.“

Nils: „Nach nem Jahr sind wir dann zum ersten Mal umgezogen. Der war auch wesentlich verkehrsgünstiger.“

Gunnar grinst über bei Ohren: „In dem ersten konnte man aber auch gut Verkehr haben. Die Weiber stehen einfach auf Gitarristen.“

Was für Musik habt ihr denn anfangs gemacht?

Gunnar: „Die erste Zeit haben wir Coverrock gespielt. Das war echt gut um erst einmal das gemeinsame Musizieren zu lernen. Aber später auch die ganze Bandbreite, Schlager, Blues, Country, Techno, Pop, Reggae. Überall nimmt man was mit.“

Jochen: „Abgesehen davon mussten Nils und ich ja erst lernen, unsere Instrumente zu beherrschen.“

Stephan: „Die ersten eigenen Songs kamen dann erst so 2014.“

Gunnar: „Da wir wussten, dass wir musikalisch nicht die Besten waren, haben wir einfach von unserem völlig überzogenem Selbstbewusstsein gelebt. Was wir gemacht haben, haben wir halt völlig überzogen, so dass jeder merkte, dass wir uns selbst nicht für voll nehmen. Und diese Art hat uns viele Sympathiepunkte eingebracht.“

Jochen: „Als wir unsere ersten Gigs hatten, haben wir im Anschluss Shirts drucken lassen. Auf denen stand „Harter Hans, Prepare for Glory Tour 2010“. Scheiße war das geil. Zunächst hatte wir auch überlegt die erste CD „Best Of Greatest Hits Gold“ zu nennen. War ne echt schräge Zeit. Aber diese überzogene „Wir nehmen uns selbst nicht für voll Nummer“ hat uns echt gut gestanden.“

Und der Rest ist ja Geschichte. Danke für das Interview und weiterhin viel Erfolg.

Harter Hans: „Immer Hart!“